Guten Morgen, Getreue!
Du siehst besser aus als letztes Jahr – wenn auch vielleicht etwas voller im Gesicht?
Wieder Feiertag. Es ist kaum mehr auszuhalten. Aber in Italien (und damit hier in der italienischen Schweiz) nimmt das Leben langsam wieder Fahrt auf, es geht wieder rund. Hier ziehen nicht wie in Deutschland die Sternsinger von Haus zu Haus, mit goldenen Stimmen und goldigen Pappkronen auf dem Kopf, um Süssigkeiten einzusammeln oder Geld für Notleidende. Nein, hier rauscht eine alte Hexengestalt durch die Lüfte, auf einem Besen, wie es sich gehört, und hinterlässt den Kindern süsses Zeug, oder auch, bei schlechtem Benehmen: Kohle. Die Kinder lieben die Befana1, dieses ungehörige, anarchische Geschöpf, das sich nicht einordnen lässt, das nicht mehr langbärtig und wohlmeinend oder nackt und unschuldig einen heisst, die Hände zu falten oder Kerzen auszublasen, sondern das endlich ausbricht aus den versülzten Liebes-Behauptungen des ganzen Weihnachtsbrimboriums und laut lachend auf seinem Besen davonfliegt. Ein würdiger Ausgang dieser gerne besinnlich genannten Tage: Ein altes, quietschfideles Weib, das sich in die Lüfte schwingt und sich in schallendem Gelächter um nichts mehr schert ausser das Vergnügen der Kinder und die Freiheit eines Besenrittes durch die klare Winterluft.
COLLISIONS – Neue Theaterproduktion 2025
Kommende Woche beginnen die Proben für unsere neue Theaterproduktion 2025: COLLISIONS.
COLLISIONS untersucht das Phänomen des Konflikts, der in Verletzung mündet: das extreme Ergebnis eines Konflikts – die Kollision, also den Zusammenprall zweier Körper oder Gruppen von Körpern. Besonders interessiert uns die Komplexität der Kollision und ihr transformatives Potenzial: Der Zusammenprall ist nicht nur zerstörerischer Akt, sondern auch möglicher Katalysator für Veränderung und Neuschöpfung.
Für den Beginn der Proben interessiert uns die Kollision als Höhepunkt eines kommunikativen Prozesses, als entscheidender Moment, in dem alle anderen Kommunikations- bzw. Interaktionssysteme an ihre Grenzen stossen oder versagen.
Wir werden versuchen, Dich hier an den Entwicklungen teilhaben zu lassen.
Kurse in kreativem Schreiben auf Deutsch
Seit einigen Jahren geben wir mit grosser Freude Kurse in kreativem Schreiben. Diese Kurse, bislang nur auf Italienisch, haben sich während der COVID-Zeit aus unseren Theaterworkshops zur theatralischen Kreation entwickelt: nur schreibend waren die Hygiene- und Abstandsregeln während der Pandemie einzuhalten. Für uns war dieser Schritt eine grosse Entwicklung – wenn Du eine Materie lernen willst, lehre sie!
Wohl noch in der ersten Hälfte dieses Jahres werden wir einen Kurs in kreativem Schreiben auch auf Deutsch anbieten. Derzeit arbeiten wir an der Struktur, also Zahl der Lektionen und Länge der Treffen, Frequenz, Technik, Finanzen und so weiter.
Hoffentlich bis Ende März werden wir das Konzept fertig haben und Dir die detaillierten Informationen senden können. Solltest Du schon jetzt Interesse bzw. Fragen haben, melde Dich gerne! Jeder Input ist wertvoll, jedes Zeichen eine Hilfe.
Alles Gute, und: Buona Epifania!
Gestalten in Käfigen? Kommen! Versprochen.
Bis am Donnerstag!
Der Name Befana leitet sich vom Wort Epifania (Epiphanias) ab. Das Fest der Epiphanie (italienisch: Epifania) gehört zu den ältesten christlichen Feiertagen und wird am 6. Januar begangen. Der Begriff stammt aus dem Griechischen epiphaneia und bedeutet Erscheinung oder Offenbarung.
Der Legende nach suchten die Heiligen Drei Könige auf ihrem Weg nach Bethlehem Unterkunft bei einer alten Frau. Sie luden sie ein, mit ihnen das Jesuskind zu suchen, doch sie lehnte ab, da sie zu beschäftigt mit Hausarbeiten war. Später bereute sie ihre Entscheidung und machte sich mit einem Sack voller Geschenke auf den Weg. Bis heute sucht sie das Christkind und beschenkt dabei alle Kinder.
Es ist diese Art von Legenden, die bei Licht betrachtet weder Hand noch Fuss haben. Sehr viel wahrscheinlicher ist, dass die Gestalt der Befana heidnischen Ursprungs ist und dann wie viele heidnische Bräuche mehr schlecht als recht in die christliche Erzählung hineingebogen wurde.
Wahrscheinlichere Theorien verbinden die Befana mit heidnischen Bräuchen, wie der römischen Göttin Strenia, zu deren Ehren an Neujahrsfestlichkeiten römische Bürger einander Geschenke machten. Auch Parallelen zur alpenländischen Frau Percht oder zur keltischen Göttin Epona werden gezogen.