Guten Morgen, neue Hoffnung!
Lautstärkeregler der Weihnachtslieder wurden endlich in einem raschen Fade-Out auf null gedreht. Die Musikstücke laufen wahrscheinlich einfach unhörbar im Hintergrund weiter, sodass der Weihnachtsmann oder wer auch immer für die Unsäglichkeit dieser sogenannten Musik zuständig ist, im kommenden Oktober einfach wieder aufdrehen kann, ohne erst noch die Start-Taste drücken zu müssen.
In unserem Schwesterbrief haben wir eine grundsätzliche Frage zu unserem Kulturverständnis gestellt: Ein Drittel der Weltbevölkerung zieht anscheinend vor, an eine bronzezeitliche Legende aus dem Nahen Osten zu glauben, anstatt der Wahrheit ins Gesicht zu schauen, die von einem Ultraschall-Scanner offenbart wird: Change My Mind!
Hoffentlich bist Du zufrieden mit dem Nettoertrag dieser Tage! Jetzt noch schnell die Jahresabschlüsse gemacht, für die Steuern die Konten und am Mittwochfrüh zwei Gläschen Crémant geleert, und weiter kanns gehen ins neue Jahr hinein!
Du hast recht: Ich hätte längst liefern sollen – die dritte Folge von Gestalten in Käfigen ist überfällig. In meinem letzten Brief hatte ich grossspurig gerufen: Bis Donnerstag!, und was war? Funkstille. Der Grund ist schnell erzählt: Das Stück ist bereit, geladen, aber meine Editorin hat die Veröffentlichung geblockt. Zu brutal hat sie gesagt, das ist zwar alles richtig und wohl auch wichtig, aber wenn Du zu Ostern noch ein Dutzend Abonnentinnen haben willst, musst Du das anders angehen. Ich musste ihr recht geben, und so schreibe ich jetzt an einer weiteren Folge von Gestalten in Käfigen – die mir allerdings auch aus den Händen zu gleiten droht, um in einem Blutbad zu enden. Was tun? Das Experiment abbrechen? Oder die Fantasien ernst nehmen und sie sowohl der geneigten Leserin als auch mir selbst zumuten, und dann mit dem verbliebenen Lesertrio das Osterfest begehen? Mal sehen. Einen dritten Versuch wage ich noch; der kommende Donnerstag liegt schon im neuen Jahr, vielleicht hat das ja eine Bedeutung.
Einen guten Beginn! Gesundheit vor allem, Liebe, Kreativität, auf welchem Gebiet auch immer. Durchhaltevermögen. Und dass wir nicht verzagen.
Bis im neuen Jahr, bis Donnerstag!
Markus
Einspruch, euer Ehren! Du schüttest mit deiner Kritik, lieber Markus, das Kind mit dem Bade aus. Für mich hat dieses Fest, hat diese Zeit Sinn und Bedeutung. Der allüberall wuchernde Konsumterror, der diese für sich nutzt und benutzt ist haarsträubend, in diesem Punkt stimme ich dir voll und ganz zu.
Es geht hier um einen der übelsten Auswüchse des Kapitalismus, der nicht davor zurückschreckt, Kaufinteresse für Sinn-loses und Überflüssiges zu erwecken indem alles, was uns wertvoll, bedeutungsvoll, ja heilig ist, benutzt und dadurch entwertet. ( Vor einiger Zeit sah ich eine Mercedes- Reklame, untermalt mit Beethovens 9. Symphonie!!!)
Besteht Interesse an meiner Auffassung, die Bedeutung des Festes betreffend? Ich bediene mich der Begrifflichkeiten von C.G. Jung, um mich verständlich zu machen. Im Verlauf der Menschheitsgeschichte haben sich unbewusste Verhaltensstrukturen herausgebildet, die allen Menschen weltweit gemeinsam sind. Diese äussern sich in Urbildern (Archetypen), Symbolen und Mythen.Sie sind mit numinoser Energie geladen, daher werden sie als bedeutungsvoll, beeindruckend erlebt, weit über Alltägliches hinausgehend. Das Bild von der Dunkelheit, (Wintersonnenwende), die auf Ihrem Höhepunkt das Licht erzeugt, die Rose, die im Winter blüht, das armselige Kind, das die Welt erlöst, berührt Menschen aller Zeiten ( und würde nicht mehr kommerziell genutzt, hätte es an Kraft verloren.) Und Jesus sehe ich als den größten Sozialrevolutionär aller Zeiten an, aber dazu äussere ich mich jetzt nicht weiter. Sprengt den Rahmen..